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kaufmännische Steuerung: Lagerbuchführung

Warenein- und ausgang sind Bestandteile der Lagerbuchführung. Hierzu gehören auch die Material-und Auftragsdisposition. Diese Bestandteile sind in der Bestandsführung zusammengefasst, die die Aufgabe der Lagerbuchführung ist.

Die Lagerbuchhaltung hat also die Aufgabe, Bestände zu führen, Bestandsänderungen festzuhalten und fortzuführen und anhand der eingehenden Aufträge eine Vorplanung der Bestände zu treffen (Disposition), eine Abschätzung und Vorhersage über die Bestandsentwicklung lässt sich aus der Buchführung mit den entsprechenden mathematischen Mitteln ableiten. Die einzelnen Formeln und die Vorgehensweise lässt sich im Teil der Lagerkennzahlen nachlesen - diese Lagerkennzahlen beinhalten die Bestandszahlen, die Mindestmenge, den Sicherheitsbestand, die Bestell(Beschaffungs)auslösebestände und den maximalen Bestand. Diese Kennzahlen werden spezifisch für jeden Artikel am Lager festgelegt, somit ist also die Bestandsführung für jeden einzelnen Artikel vorgeschrieben. Die Zahlen der Bestandsentwicklung werden in der Lagerkarte festgehalten, in der Lagerplatzkarte werden die Entnahmen und die Zugänge nochmals einzeln eingetragen.

Dieses „veraltete“ System exestiert auch in modernen EDV-Systemen noch, nur dass die Karteikarten hier elektronisch über den Computer geführt werden.Somit ist dieses bewährte Prinzip auch heute noch zeitgemäß - nur gibt es zahlreiche Varianten.

Die Bestandteile dieser Karten:

  1. Lagerkarte - sie enthält Angaben über den Artikel (Bezeichnung und technische Spezifikationen), die Artikelnummer, Lagerort(e), Einkaufspreise, Lieferanten und Alternativen im Kopf. Der Bestand des Artikels wird sowohl über diese, als auch über die Lagerplatzkarte geführt. Allerdings enthält die Lagerkarten Angaben über den Bestellvorgang und die geplante Bestellmenge,sowie über geplante Entnahmen (Disposition). Die Einträge werden über Belege vorgenommen. Jeder Eintrag muss vom Sachbearbeiter gezeichnet werden. Sie dient als Grundlage für die Inventur.

  2. Lagerplatzkarte - sie enthält eine Kurzbezeichnung des Artikels, den Lagerort und die Artikelnummer. Auf ihr werden alle Bewegungen (Entnahme und Zugang) mit Datum, Menge, Auftragskennzeichen / Kommissionsnummer oder Belegnummer, Name und Unterschrift festgehalten. Sie befindet sich meist vor Ort am Lagergut selbst, oder in der Annahme und Ausgabezone des Lagers in einer Kartei. Gepflegt werden diese Karten von den einzelnen Mitarbeitern - ihre Zahlen werden in die Buchhaltung übernommen und dienen der Kontrolle des Bestandes und der Bestellauslösung.

Skontraktionsmethode

Diese Buchhaltung arbeitet also nach dem einfachen Prinzip:
Anfangsbestand
+ Zugang
- Abgang
= Endbestand

Diese Form der Erfassung von Beständen nennt man auch Skontraktionsmethode. Sie wird überall dort angewandt, wo der Materialeinsatz zur Kalkulation herangezogen wird, als beispielsweise in der Kostenträgerstückrechnung. Als Grundlage dienen hier die Belege und Auftragsnummern, die direk einem Produkt zugeordnet werden. Alle Betriebs- und Hilfsstoffe, die dem Lager entnommen werden, werden über Allgemeinkostenschlüssel im Lager gebucht und den Produkten in der Aufschlagskalkulation zugerechnet. Ich verweise hierzu auf die Kosten-Leistung-Rechnung, Betriebsabrechnungsbogen.

Der entscheidende Nachteil dieser explizieten Bestandsbuchführung liegt in den Kosten für den Verwaltungsaufwand. Es gibt durchaus Zweige in der Produktion, die einen Einsatz der Lagerbuchhaltung über die permanente Bestandsfortschreibung nicht benötigen. Beispiele hierfür: Produktionsbetriebe in Serienfertigung, wo das Endprodukt immer aus den selben Rohstoffen und gleichbleibender Zusammensetzung besteht, also die Einkaufsmenge immer in Abhängigkeit zum Produkt steht. (Mehlsorten, Futtermittel, Chemiekalien, Massengüter (Kunststoffe), Nahrungsmittelindustrie)

Weitere Erfassungsmethoden der Bestandsänderungen durch Materialeinsatz sind:

Die Inventurmethode

Sie bezieht sich nur auf eine Bestandsfortschreibung über Anfangs und Endbestand eines Geschäftsjahres, lässt also alle Einzelbewegungen außer acht. Demzufolge exestieren keine Belege, keine Entnahmescheine und ähnliches. Der Verwaltungsaufwand entfällt vollständig.

Die Ermittlung des Verbrauchs (also des Materialeinsatzes) errechnet sich aus der einfaschen Formel:

Anfangsbestand
+ Zugänge (Bestellungen)
- Endbestand (Inventurbestand)
= Verbrauch

Der Nachteil dieser Methode besteht darin, dass keine Kontrolle über nicht reguläre Abgänge (Schwund, Diebstahl) oder ungeplante Entnahmen (Ausschuss) stattfindet. Die direkte Zuordnung des Verbrauchs auf einzelnen Kostenträger und Kostenstellen kann nicht erfolgen.

Retrogade Methode

Hier wird ausgehend vom Endprodukt über geeignete Bezugspunkte wie Stücklisten eine Rückrechnung der eingesetzten Materialien durchgeführt, bei der auch (auf Erfahrungswerte beruhend) Verluste, Verschnitt und Abfall mit eingerechnet werden.

Hier wird von der Kostenträgerstückrechnung wieder abgewichen und stattdessen eine Kosenstellen und –artenrechnung zugrunde gelegt.

Diese Ermittlung des Sollverbrauches als Ergebnis der Multiplikation von Sollwert pro Stück mal produzierte Stückzahl lässt dann zumindest theorethische Aufschlüsse üner den Bestand am Lager zu.

Sollbestand = Anfangsbestand + Zugänge - Sollverbrauch

Mehr(Minder)Verbrauch = Sollbestand - Istbestand

Istverbrauch = Sollverbrauch - Mehr(Minder)verbrauch

Nachteil dieser Methode ist die Ungenauigkeit der Werte - Überaschungen zur Inventur sind vorprogrammiert, die fehlende Kontrolle über unolanmäßige Abgänge, Schwund, Diebstahl und die ungenaue Kalkulation pro Stück, da Betriebs- und Hilfsstoffe nur sehr unzureichend erfasst und zugerechnet werden.

Bestandsbewertung nach FIFO

Hier zunächst die Erklärung der Begriffe FIFO, LIFO und HIFO

FIFO
ist die englische Bezeichnung für die Tatsache, das die zuerst eingelagerte Ware auch als erstes wieder das Lager verlässt
LIFO
ist die englische Abkürzung (Last In - First Out) für eine Lagerorganisation, in der die zuletzt eingelagerte Ware das Lager als erste wieder verlässt
HIFO
Highest In - First Out, bedeutet das die Bewertung der Artikel am Lager durch die Buchhaltung nach der Prämisse geschieht, dass die Ware zum höchsten EK (Einkaufspreis) das Lager als erstes verlässt - Dient der finanzpolitischen Aufgabe, durch Lagerung eine möglichst kleine Kapitalbindung zu verursachen.

Diese Bewertungsmethode aus der Buchhaltung, die vom Lager die Möglichkeit verlangt, stets die ältesten Artikel als erstes auch auszulagern, ist weit verbreitet und überall dort sinnvoll, wo die Lagerung gleichartiger Waren durch die Lagerungstechnik im F(irst)I(n)F(irst)O(ut)-Verfahren möglich ist, beispielsweise Durchlauflager, Hochregallager und Umlauflager. Buchhalterisch ist gewährleistet, daß alle Waren am Lager stets dem Wert entsprechen, zu dem sie eingelagert wurden, also IST-Wert haben.

Datum

Menge

Wert/Einheit

Gesamtwert

Bestandswert am Lager

Bestand

Rest

01.01.1999 1000 10 10000 10000 1000

1000 500 0

02.01.1999 -500 10 5000 5000 500

 

03.02.1999 2000 7,5 15000 20000 2500 2000 300
05.03.1999 -2200 500*10+1700*7,5 17750 2250 300  
07.03.1999 700 9 6300 8550 1000 700 500
01.04.1999 -500 300*7,5 +200*9 4050 4500 500 500 Stk. vom 07.03. a 9,-
15.04.1999 -500 500*9 4500 0 0  
15.04.1999 2000 8 16000 16000 2000 2000
01.06.1999 1000 10 10000 26000 3000 1000
15.06.1999 500 11 5500 31500 3500 500 300
30.06.1999 -3200 2000*8+1000*10+200*11 26220 330 300  

Verbrauchsfolgebewertung

auch permanente Durchschnittsbewertung genannt

Abweichend von der FIFO-Methode werden hierbei der Wert durch Mittelung der Bestands- Ausgangs- und Eingangswertigkeit pro Buchung vorgenommen, so daß ein Durchschnittspreis ermittelt wird, der in etwa (Rundungsfaktor) dem tatsächlichen Wert entspricht

Beispiel:

Datum

Menge

Preis/Einheit

Wert

01.01.

3500

55,-

192500

25.01.

-1100

55,-

-60500

26.01.

=2400

55

132000

12.02.

+ 4000

50

 

+200000

13.02

=6400

51,875 (332000:6400)

332000

18.07.

-450

51,875

-23343,75

19.07

=5950

51,875

308656,25

15.08.

+2500

65

+162500

16.08.

=8450

55,758

471156,25

10.09.

-3720

55,758

-207520,25

11.09.

=4730

55,758

263736

15.10.

+ 1800

59

+106200

16.10.

=6530

56,65

369936

15.12.

-1200

56,65

-67980

16.12.

=5330

56,65

301956



Diese Durchschnittsanalyse dient u.a. auch der Ermittlung der Inventurwertigkeit, läßt Rückschlüsse auf Preisentwicklung und Produktionsmengenabhängige Einkaufskosten zu.