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Kontrollverfahren und Materialflusssteuerung

 

Kontrollverfahren dienen nicht nur der Überwachung der Mitarbeiter - sie sind ein wichtiges Instrumentarium der Qualitätssicherung. Daher sind in der ISO 9001 ff solche Kontrollmechanismen genau beschrieben und sollten zwingend in die Lagerorganisation einfließen

Die verschieden Kontrollverfahren werden zur Überwachung der Kommissionierleistungen (im Sinne des Ergebnisses) und der Eingaben in der Lagerbuchhaltung eingesetzt, da der Mensch von Natur aus Fehler macht (Eingabefehler bei der Artikelnummer, Zählfehler, falsche Mengenbuchungen, Tipfehler - die sich ja auch in diesen Ausführungen finden lassen). Um die Konsequenzen dieser Fehler möglichst gering zu halten - Fehler in der Ausführung der Arbeit mindern die Qualität der Arbeit, machen sie unter Umständen sogar wirtschaftlich wertlos - werden bei der Anlage und Eingabe der Artikelnummern sogenannte Kontrollzahlen eingebaut. Eine dieser Codierungen nennt man Modulus-11-verfahren.

Weiterhin versucht man, falsche oder fehlerhafte Mengeneingaben bei Zu- und Abbuchung der einzelnen Positionen durch Plausiblitätsprüfung, automatisierte Stücklistenbuchung, Gegenkontrollen zu vermeiden oder zu korrigieren.

Die Wiegenmethode der kommissionierten Aufträge aus Summierung der Einzelgewichte (die, bei entsprechender Datenpflege im System, stets auf dem aktuellen Stand pro Artikel sind) und Vergleich mit dem tatsächlichen Endgewicht haben wir bei der Kommissionierung bereits angesprochen.

Die Inventur dient letztlich nicht nur der Feststellung des Wertes der eingelagerten Artikel, sondern ist ein weiteres Instrumentarium der Kontrolle der Bestände, die einzel ausgeführte Bestandsaufnahme einzelner Artikel als Bestandskorrektur ein weiters geeignetes Mittel, Fehler durch falsche oder fehlerhafte Buchungen zu korrigieren.

Modulus-11-Verfahren

Das Modulus-11-Verfahren dient bei Anlage der Artikelnummer, bei der Buchung ungeplanter Entnahmen, bei der Wareneingangsbuchung und bei Anlage von Kommissionieraufträgen oder Stücklisten der Kontrolle der Eingabe selbst oder der Vermeidung doppelter oder unvollständiger Nummernanlage. Weiterhin soll einer Fehldisposition oder einer Fehlinterpretation der Informationen über Bestand, Bewegung und Wert vorgebeugt werden. Die in der Artikelnummer kodierten Informationen sollen in ihrer Richtigkeit erhalten werden und der fehlerhaften Verarbeitung all dieser Informationen soll ein Riegel vorgeschoben werden.

Mit dem Nummernsystem selbst beschäftigen wir uns an einer anderen Stelle. Was aber nun kann eine Prüfziffer für einen Einfluß auf dieses System haben?

Es ist Sinnvoll, der vorhandenen Artikelnummer eine Prüfziffer zuzuordnen, die eindeutig ist, und sich mathematisch aus der Nummer ableiten lässt. Dazu sollte diese Nummer als letzte Stelle eine Prüfziffer bekommen, die diesen Anspruch erfüllt. Beispielsweise lässt sich die Quersumme der Ziffern errechnen - was aber einen Zahlendreher nicht erkennen lässt. Eine weiter Methode ist die Multiplikation mit einer bestimmtem Zahl und die anschließende Quersummenbildung - was aber ebenfalls nicht immer eindeutig ist.

Ein in der heutigen Praxis oft verwendetes System ist das Modulus 11 Verfahren:

Beispiel: Artikelnummer 512816 (MKT-Kondensator 0.33mF, 63V, Rastermaß 1,16 cm)

diese Artikelnummer soll nun mit einer Prüfziffer versehen werden.

Grundzahl 5 1 2 8 1 6  
mal Faktoren 7 6 5 4 3 2  
ergibt
Summe
35 +6 +10 +32 +3 +12 = 98

Diese Summe wird durch 11 geteilt:98 / 11 = 8,90909

allerdings interessiert uns das Restergebnis 0,90909... * 11, da wir diese Restzahl von 11 abziehen wollen

Wir stellen das Ergebnis also folgend dar: 98 / 11 = 8 Rest 10 (Kontrolle 11 * 8 = 88 , 98 - 88 = 10)

Subtraktion dieses Restwertes von 11: 11 - 10 = 1

Diese Prüfziffer ( hier 1 ) wird der Artikelnummer als Einzelstelle angehängt: 512 816 1

Die Gegenprobe bei Eingabe dieser generierten Artikelnummer:

 

Artikelnummer

Prüfziffer

 

5

1

2

8

1

6

1

 

7

6

5

4

3

2

1

Faktor

35

6

10

32

3

12

1

= 99

Probe 99 : 11 = 9 Rest 0, also ist die Nummer korrekt.

Hierbei wird sichergestellt, dass jede Artikelnummer mit Prüfziffer nach Rückrechnung eine durch 11 teilbare Zahl wird, und somit liegt die Prüfgenauigkeit bei ca 99,9 %

Bei Artikelnummern, die über sechs Stellen hinaus gehen, wird die Multiplikationsreihe ab 7 wiederholt, also (1) 2 3 4 5 6 7 2 3 4 5 .... (die Eins ist als Multiplikator nur bei Nummern zugelassen, deren letzte Ziffer bereits eine Prüfziffer ist! und dort nur an letzter Stelle!)

Einzige Ausnahme für die Einsatzmöglichkeit dieses Verfahrens: alle Artikelnummer, die nach diesem Verfahren einen Restwert von 1 haben (somit die Differenz aus 11 - 1 = 10 )und somit als Prüfziffer 10 hätten, sind ausgeschlossen, da 10 zweistellig ist!

Beispiel:

Ein Artikel mit der Artikelnummer 135802458 ist abzubuchen, die Eingabe erfolgt genau mit dieser Artikelnummer, die kodiert ist - was meldet das System nach Überprüfung: Richtig oder Falsch?

Kontrolle (Artikelnummer von hinten nach vorn mit den Faktoren 2 bis 7 multiplizieren, die Prüfziffer "8" jedoch mit 1)

8*1 + 5*2 + 4*3 + 2*4 + 0*5 + 8*6 + 5*7 + 3*2 + 1*3

= 8 + 10 + 12 + 8 + 0 + 48 + 35 + 6 + 3

= 130

130 ist nicht glatt durch 11 teilbar, also meldet das System einen Eingabefehler.

Es wird nun behauptet, dass bei der Eingabe nur die Prüfziffer falsch eingegeben worden ist. Welche wäre denn richtig?

130 - 8 = 122

122 / 11 = 11, Rest 1

11 - 1 = 10

Das ist aber nach Vorgabe nicht möglich!

Somit ist klar, das der Artikel entweder eine falsche Nummer bekommen hat, oder der Mitarbeiter sich völlig verlesen hat! Jedenfalls kann eine Buchung mit dieser Nummer nicht stattfinden.

Diese Methode fließt im modernen Lager mit in Barcodes und RFID-Tagging ein, welche ein automatisiertes Erfassen und somit Steuerung und Kontrolle des Materialflusses ermöglicht.

Wiegemethode

Diese wird in modernen Kommissionierbetrieben und Logistik-Centren angewandt, um als abschließende Kontrolle das Arbeitsergebnis mit den Sollwerten zu vergleichen.

Hierzu werden die im System angegebenen Einzelgewichte pro Artikel mit der Entnahmemenge positionsweise multipliziert und das Ergebnis in der Summe der Kontrollstelle mit dem Auftrag übermittelt. Dort wird der Auftrag, wenn er denn fertig ist, unter Berücksichtigung der Taragewichte (Leergewicht der Verpackungen, Gewicht der Transporteinheit oder des Sammelbehälters) gewogen und das gewogene Gewicht mit dem ermittelten Gesamtgewicht verglichen. Je nach Vorgabe des zulässigen Toleranzbereiches erfolgt dann bei Übereinstimmung die Freigabe, bei Abweichung die Sperrung des Auftrages.

Bei einer Sperrung durch Fehlermeldung muss dann der Auftrag nochmals kontrolliert werden, um Mengen- oder Teileabweichungen herauszufinden. Erst nach einer vollständigen Korrektur der Fehler kann dann die Freigabe erfolgen.

Die Beleglose Kommissionierung kann diesen Arbeitsschritt schon bei der Entnahme vorwegnehmen, wenn die Artikel mit entsprechende Wiegevorrichtungen gelagert werden, oder die Entnahme über Wiegevorrichtungen erfolgt - Die immensen Investitionskosten sind allerdings nur dann berechtigt, wenn ein falsches Zählergebnis zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen kann - beispielsweise in der Elektronikindustrie bei Lagerung teurer Spezialbausteine wie Computerchips, Speicherchips, Prozessoren oder hochwertiger AD-Wandler, in der Medizintechnik bei Lagerung medizintechnischer Spezialbauteile und Elektronikbaugruppen, oder in Betrieben, wo hochwertige und entsprechend teure Rohstoffe (z.B. Gold oder Edelsteine, Legierungen, chemische Spezialverbindungen, biologische Bakterienkulturen). Wiegevorrichtungen vor Ort sind allerdings auch bei Kommissionierarbeiten mit Beleg sinnvoll, wenn diese erst eine ordentliche Entnahme ermöglichen (kleinste Teile, Flüssigkeiten, Granulate) oder die genaue Kontrolle der Bestände und Entnahmemengen wirtschaftlich notwendig (siehe oben) oder gesetzlich vorgeschrieben ist (Rüstungsindustrie, Münzprägung, radioaktives Material).

Somit kommen wir damit zur logischen Erweiterung der Datenerfassung und Verarbeitung mittels berührungsloser Datenerfassung: Scannen.