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Kostenträgerrechnung

 

Kostenträgerstückrechnung oder Kostenträgerrechnung

Ziel ist es, durch Kalkulation ein Werkzeug zur Preisgestaltung zu erhalten, in welcher nebst den direkt zurechenbaren Kosten auch allgemeine Kosten berücksichtigt werden.

 

Kalkulation

Preiskalkulation

Die Preiskalkulation für ein Produkt, egal ob in Eigenfertigung hergestellt oder als Handelsgut gekauft, muss grundlegend bestimmte Aspekte berücksichtigen, um letzlich ein positives Betriebsergebnis zu erzielen. Setzen wir zunächst voraus, das jede Unternehmung gewinnmaximierend ausgelegt ist und zudem nicht nur kurzfritige Erlöse erzielen will. (Diese Art der Unternehmung finden wir im Aktienmarkt, da es hier nur auf kurzfristige Erlöse aus Handelsgeschäften ankommt, wobei die Risikofaktoren allein in der Art der „Investitions“kapitaldeckung liegen)

Die grundlegenden Aspekte für den langfristigen Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens sind:

  • Substanzerhaltung

  • Abschreibung:
    Verteilung der Kosten auf die voraussichtliche Nutzungsdauer ( kalkulatorische Abschreibung)

  • Einrechnung in die Preiskalkulation ( Betrag X )

  • Ersatzanschaffung nach der Nutzungsdauer der Produktionsmittel

Die technische Kapazität des Betriebs ist gleichbedeutend mit der maximalen Menge an produzierten Gütern (oder Dienstleistungen), und drückt die potentielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens aus.

Die maximale Ausnutzung der technischen Kapazität ist somit gleichbedeutend der maximalen Gewinnerzielung? Nein, denn dies widerspricht der Substanzerhaltung, alerdings ist auch hier die alleinige Berücksichtigung dieses Faktors (minimale Ausnutzung wegen minimaler Abnutzung) nicht die akzeptanle Lösung.

Zur Ermittlung des optimalen Verhältnisses bedient man sich der Formel:


Formel

  • Ziele der Kalkulation

Ermittlung der Gesamtkosten = Selbstkosten pro Kostenträger

  MEK Fertigungsmaterialkosten (Materialeinzelkosten)
+ MGK Materialgemeinkosten
= MK

Materialkosten

  FEK Fertigungslohnkosten (Fertigungseinzelkosten)
+ FGK Fertigungsgemeinkosten
+ SEK Sondereinzelkosten der Fertigung
= FK Fertigungskosten
= HK ( MK + FK) Herstellkosten
+ VGK Verwaltungsgemeinkosten
+ VtGK Vertriebsgemeinkosten
+ VSEK Sondereinzelkosten des Vertriebes (AUFTRAGSBEZOGEN)
= SK Selbstkosten
  • Vorkalkulation

    auf Basis von Sollkosten oder Normalkosten ( Erfahrungswerte aus der Vergangenheit und erwartete Werte für die Zukunft)

  • Ermittlung des Verkaufspreises (VK)

  • Wirtschaftlichkeitsberechnung eines Produktes(Kostenträger) oder einer Kostenstelle unter Berücksichtigung der Marktlage

  • Nachkalkulation
    auf Basis geänderter Werte durch Ist-Kosten

  • Kontrolle der einzelnen Kostenstellen und Messung des tatsächlichen Erfolges eines Auftrags

  • Analyse der Abweichungen in Hinsicht der zu Grunde gelegten Sollwerte und Korrektur der Zuschlagswerte für zukünftige Kalkulationen

  • Abrechnungsgrundlage für öffentliche Auftraggeber

Überblick über Kalkulationsverfahren

Je nach Produktion und Fertigungsverfahren erweisen sich unterschiedliche Kalkulationsverfahren als sinnvoll:

Einprodukt- Betrieb (Massenfertigung) => einfache Divisionskalkulation

Sortenfertigung ( Glühlampen versch. Leistung)=> Divisionskalkulation mit Äquivalenzziffern

Mehr-Produkt-Betrieb => Zuschlagskalkulation


Einfache Divisionskalkulation

Sie verteilt die gesamten Kosten ( Selbstkosten = SK ) auf das Produkt, gleichmäßig durch einfache Division

Nur in Einproduktbetrieben geeignet, da alle Kostenstellen gleichmäßig in Anspruch genommen werden

SK pro Produkt = SK der Abrechnungsperiode : Produktionsmenge im Abrechnungszeitraum

Beispiel:

HK im Monat 300000

Verwaltungs und Vertriebskosten 60000

Produktion 2500 Stk.
Gewinnzuschlag 20% auf die SK

SK / Stk. = EUR 360000,- : 2500 = EUR 144,-

+ Gewinnzuschlag 20 % EUR 28.80

Barverkaufspreis EUR 172,80



In einer zweistufigen Divisionskalkulation können Lagerbestandsänderungen berücksichtigt werden, indem die Herstellkosten auf die Produktionsmenge und die Verwaltungs-/Betriebskosten auf die Absatzmenge bezogen werden:

SK / Stk. =( HK der Fertigung : Produktionsmenge ) + (Verwalt.-/ Vertriebskosten : Absatzmenge)

Divisionskalkulation mit Äquivalenzziffer

Sie ist für Betriebe mit Sortenfertigung geeignet, bei denen die Zurechnung der Kosten äquivalent zu der Belastung der Produktionsmittel ist, d.h.: Die gleichen Rohstoffe und die gleiche Fertigungsart fließen in unterschiedlichen Mengen in das Produkt

Ein unternehmen produziert 4 Sorten Flaschen

Im Juli liegen folgende Werte vor:

Produktionsmenge Sorte A: 280.000
B: 240.000
C: 180.000
D: 120.000

Das Kostenverhältnis sei 1: 0,8 : 1,4 : 1,2 , die SK des Monats betragen 130.200,-

Sorte Prod.menge Äquivalenzziffer Rechnungseinheit SK pro Flasche SK pro Sorte
  280.000 1 280.000 0,15 42.000,-
  240.000 0,8 192.000 0,12 28.800,-
  180.000 1,4 252.000 0,21 37.800,-
  120.000 1,2 144.000 0,18 21.600,-
å     = 868.000   132.000,-

Zunächst ermittelt man die RE pro Sorte durch Multiplikation von Produktionsmenge und Äquivalenzziffer ( rot)

Nebenrechnung :EUR 132.000,- : 868.000 RE = EUR 0,15 pro RE

Dies wieder in die Tabelle eingesetzt ( blau) ergibt dann mit der Äquivalenzziffer multipliziert die SK pro Flasche

Danach werden die Produktionsmengen mit den Einzelkosten verrechnet und ergeben die SK pro Sorte. Die Summe entspricht den SK der Periode

Zuschlagskalkulation

Sie wird bei getrennter Ermittlung von Einzel- und Gemeinkosten angewendet.

Die Gemeinkosten werden mit einem Faktor / Prozentsatz den Einzelkosten aufgeschlagen

Sie eignet sich somit für Mehr-Produkt-Betriebe

Einfache summarische Zuschlagskalkulation

(Gemeinkosten * 100 ) : Einzelkosten = Zuschlagsatz in %

Differenzierende Zuschlagskalkulation

Sie baut auf den BAB auf und berücksichtigt die unterschiedliche Kostenstruktur der einzelnen Kostenstellen.

Kalkulationsschema:

Fertigungsmaterial ( MEK)
+ Materialgrundkostenzuschlag ( MGK - % )
= Materialkosten ( MK)

Fertigungslöhne (FEK)
+ Fertigungs-GK-Zu
( + Sondereinzelkosten der Fertigung bei kompl. Auftrag)
= Fertigungskosten

Materialkosten
+ Fertigungskosten
= Herstellkosten

+ Verwaltungs GK Zuschlag
+ Vertriebs GK Zuschlag
(+ Sondereinzelkosten des Vertriebes bei der Kalkulation eines kompletten Auftrages)
= Selbstkosten

Beispiel:

Material GK Zuschlag : 5%
Fertigungs GK Zuschlag: 100%
Verwaltungs GK Zuschlag: 13%
Vertriebs GK Zuschlag: 4,5%

  Produkt A Produkt B Produkt C
MEK 4,- 2,50 10,-
MGK ( 5%) 0,2 0,13 0,5
MK 4,2 2,63 10,50
FEK 3 1 2
FGK (100%) 3 1 2
FK 6 2 4
HK (=MK + FK) 10,2 4,63 14,50
VGK (13%) 1,33 0,60 1,89
VtGK (4,5%) 0,46 0,21 0,65
SK in EUR / Stk. 11,66 5,44 17,04


Diese Kalkulation ist beliebig erweiterbar und durch genaue Analyse der Kostenstellen genauer und aussagekräftiger als die einfache Zuschlagskalkulation

Zuschlagskalkulation als Maschinenstundensatzrechnung

Zugrunde gelegt wird, dass der Lohn als Zuschlagbasis zu ungenau und bei leichter Änderung eine erhebliche Verschiebung in der Kalkulation zur Folge hätte. Somit eignen sich die Maschinenlaufzeit und die mit ihr verbundenen Kosten besser als Zuschlagsbasis

Maschinenabhängige GK je Monat: 1800,- EUR
LaufzeitÆ 180 h

Maschinenstundensatz = 1800 : 180= 10,- EUR

Bearbeitungszeit je Produkteinheit: 30 min

=> Maschinenabhängige FGK : 10,- * 0,5 = 5,- EUR

Hinzu kommen andere GK (Hilfsstoffe, -löhne etc.) Rest GK = 45%

M-FGK : 5,- EUR
FEK (Lohn) 4,- EUR
R - GK (45%) 1,8 EUR

= 10,5 EUR Fertigungskosten je Stück


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