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Kommissionierung

Unter Kommissionierung versteht man das Sammeln und Bereitstellen von Waren in einer vorgegebenen Menge und Zusammensetzung. Dem Arbeitsgang des Kommissionierens liegt immer ein Auftrag zugrunde. Dieser sollte die Anzahl und Bezeichnung der Ware, ihre Artikelnummer und Platznummer enthalten. Dieser Auftrag wird dann als Kommissionierliste, vergleichbar mit einer Stückliste, dem Kommissionär zur Abarbeitung vorgelegt. Dieser sollte dann nach dem Greifen der Ware (Entnahme) und dem plazieren in einem Kommissionierkasten oder Versandstück auf der Liste diesen als entnommen kennzeichnen, die Lagerplatzkarte, falls vorhanden, aktualisieren und sich dann nach und nach durch diese Liste bis zum Ende durcharbeiten.

Es gibt Systeme, die eine papierlose (beleglose) Kommissionierung ermöglichen - diese elektronischen Einrichtungen sind an den einzelnen Lagerorten angebracht und zeigen dem Kommissionierer an, welcher Artikel in welcher Menge als nächster entnommen werden muss. Eine Kontrolle des Arbeitsganges kann dann einerseits durch Wiegenverfahren vor Ort und Entnahmekontrolle durch Quittierung erfolgen, andererseits bietet sich eine Wiegenkontrolle nach abgeschlossener Kommissionierung durch Addition der Einzelgewicht und Vergleich mit dem Gesamtgewicht des Auftrages an. Der Vorteil liegt hierbei in der guten Fehlerkontrolle durch das System und andererseits in der Freiheit, auch weniger qualifiziertes Personal einzusetzen. Der Nachteil liegt in den hohen Investitionskosten und der Abhängigkeit vom fehler- und ausfallfreien Funktionieren der Technik.

Kommissionierung kann von einem Mitarbeiter im gesamten Lager erledigt werden, oder das Lager wird in Bereiche aufgeteilt, die dann von einzelnen Mitarbeitern fest betreut werden.

Es gibt drei unterschiedliche Arten der Kommissionierung:

  1. Auftragsgebundene serielle Kommissionierung

    Der Auftrag wird hierbei positionsweise nacheinander vom selben Mitarbeiter oder mit Übergabepunkten zwischen Bereichen von mehreren Mitarbeitern nacheinander bis zum Ende abgearbeitet. Die Liste ist hierbei vollständig einem Auftrag zugeordnet.

  2. Auftragsgebundene parallele Kommissionierung

    Der Auftrag wird hierbei in eine Arbeitsvorbereitungsphase in verschiedene Bereiche aufgeteilt und wird dann von den Kommissionierern parallel positionsweise pro Bereich abgearbeitet. Diese Teilaufträge werden dann im abschließendem Arbeitsschritt zu einem Auftrag zusammengefasst.

    Hierbei ist zu beachten, das die Kommissionierleistung hoch ist, aber die Engpassgefahr durch einseitige Belastung eines Bereiches nicht außer Acht gelassen werden darf.

  3. Serienorientierte parallele Kommissionierung

    Bei dieser Art der Kommissionierung werden die Aufträge zunächst gesammelt, anschließend werden Einzelpositionen mehrerer Aufträge zu einer neuen Summenposition zusammengefasst. Diese Summenaufträge werden dann auf die einzelnen Arbeitsbereiche aufgeteilt und dort parallel zueinander abgearbeitet oder aber nacheinander mit/ohne Übergabepunkte seriell. Die zusammengefassten Summenaufträge werden dann im letzen Arbeitsschritt wieder auseinandergenommen und auf die eigentlichen Aufträge verteilt.

    Diese Art der Kommissionierung eignet sich besonders für Lager mit hohem Warendurchsatz und gut vorhersehbaren Auftragseingang, da die Kommissionierleistung hiermit am höchsten ist.

    Ungeeignet ist diese Methode hingegen für reine Umschlagläger, wo weder Art noch Umfang der Waren in den einzelnen Aufträgen vorhersehbar sind, oder bei sehr kurzfristiger Auftragsbearbeitung.

Die Behandlung der einzelnen Artikel (Waren) ist bei allen Systemen von der Organisation des Lagers und der Art der Aufträge abhängig. So sind Kommissioniervorgänge,die palettierte Ware voraussetzen und in palettierte Warenbereitstellung münden, natürlich anders zu handeln, als beispielsweise die Kommissionierung von Einzelteilen oder Ersatzteile in geringen Mengen zum Versand oder in die Fertigung eines Unternehmens. Weiterhin muss die Zusammensetzung der Waren beachtet werden, die Empfindlichkeit des einzelnen Gutes oder (z.B. bei chemischen Erzeugnissen) die besonderen Vorschriften für Zusammenladungsverbote oder Unverträglichkeit mit Lebensmitteln. Die räumliche Lage der Einzelpositionen eines Auftrages zueinander kann ebenso eine Rolle spielen, wie die Organisation der Bereitstellung der Waren im Lager (dynamisch-statisch , zentral - dezentral).

Allen gemein sind jedoch folgende grundsätzliche Aspekte:

  1. Anbrüche sind nach Möglichkeit zu vermeiden - Die entnommenen Teile dieses Anbruchs sind im Gesammtauftrag seperat zu verpacken und mit einer geeigneten Kennzeichnung zu versehen!
  2. Alle Positionen sind, sofern nicht bereits bei der Einlagerung geschehen, mit zumindest der Teilenummer (Artikelnummer intern oder extern, d.h. vom Lieferanten vorgesehen) und nach Möglichkeit mit der Auftragsnummer zu belabeln / kennzeichnen!
  3. Fehlmengen sind unbedingt zu kennzeichnen!
  4. Eine Kontrolle bei der Entnahme ist zwingend vorzunehmen!
  5. Die Bereitstellung des Auftrages hat in geeigneter Weise in Behältnissen oder auf Paletten zu erfolgen, um einen reibungslosen Materialfluss zu gewährleisten. Umpacken sollte wo immer möglich vermieden werden!
  6. Egal, was man kommissioniert, alle Güter sind mit Sorgfalt zu behandeln. Schließlich hantiert man mit Werten, für die man nicht selbst bezahlt - anders gesagt, behandel alle Ware so, als wäre sie Dein Eigentum (ohne sie dazu zu machen!)!
  7. Melde Fehler, um weitere zu vermeiden! (Als Erinnerung: Merken, Melden, Machen)

Die Aufgabe des Kommissionierens ist also eine der elementaren Aufgaben des Lagers in der internen Logistikkette eines Unternehmens. Die fehlerfreie Abwicklung der Aufträge führt unter dem Strich dazu,dass:

  1. die Rücklaufquote (bei Versand oder Ausgabe) aufgrund von Fehlmengen oder Falschartikel zurückgeht (im Idealfall gegen Null tendiert),
  2. die Verteilzeiten in der Fertigung bei der Materialbearbeitung zurückgehen. Nachholen von Artikeln, Umtausch und Rückgabe nach Überprüfen der ausgegebenen Materialien entfallen dann weitgehends;
  3. ungeplante Entnahmen aus dem Bestand ( also nicht geplante und unplanbare Entnahmen an der Dispo vorbei) bei Vollständigkeit der Aufträge (- also der Listen) in der Vorbereitung entfallen,
  4. die Notwendigkeit von (buchungstechnischen) Bestandskorrekturen reduziert wird,
  5. der Materialfluss insgesammt überschaubarer wird.

Diese Folgen haben somit auch unmittelbaren Einfluss auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis des Unternehmens im Jahresschnitt. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade diesem Zweig in vielen Unternehmen keine große Bedeutung zugemessen wird, obwohl Einsparungen auf diesem Sektoer zwangsläufig zu einem Plus in der Bilanz führen. Zudem werden zumindest einzelne Aspekte aus den vier Grundregeln, nämlich Lieferbereitschaft und kurze Lagerzeiten, positiv berücksichtigt.